Glaskunst im opulenten Bildband
Neues Buch dokumentiert Spätwerk Johannes Schreiters
erschienen: November 2012, Fink-Verlag, Kempten, 29,90 Euro
Die Glasbilder von Johannes Schreiter genießen weltweit hohes Ansehen und der Künstler gilt als einer der bedeutendsten Vertreter seines Fachs. Seinem Spätwerk – den Glasbildern, Zeichnungen und Collagen der vergangenen 25 Jahre – widmet sich ein mehr als 300 Seiten umfassender Bildband, der im Kunstverlag Josef Fink erscheint. Es kostet 29,90 Euro und ist in den Langener Buchhandlungen erhältlich.
Herausgeberin ist die Johannes-Schreiter-Stiftung Langen. Deren Geschäftsführer Joachim Kolbe dankte allen, die das Buchprojekt unterstützt haben, vor allem den zahlreichen kirchlichen Würdenträgern für ihre Spenden. „Das in zweijähriger intensiver Arbeit entstandene Werk erschließt und dokumentiert dass Schreitersche Oeuvre bis zur Gegenwart und schließt damit eine Lücke“, sagte Kolbe.
Angaben zur Biographie des Künstlers, eine Bibliographie sowie ein ausführliches Werksverzeichnis mit Ortsangaben aller seit 1995 entstandenen Arbeiten in öffentlichen Gebäuden, Kirchen, Synagogen, Rathäusern, Kliniken oder Museen geben Laien und Kennern aktuelle Informationen an die Hand. Zu den Höhepunkten seines Schaffens gehören die Parusie-Fenster, die 2010 im Westchor des Augsburger Mariendoms eingesetzt wurden. Der Dom enthält wertvolle Schätze aus der mittelalterlichen Blütezeit der Glasmalerei, darunter mit den romanischen Prophetenfenstern aus dem 11. Jahrhundert die älteste zusammengehörige Reihe von Glasbildern. „Das Buch gewährt Einblicke in das Gesamtwerks Schreiters und ist eine Fundgrube für wissenschaftliche Recherchen“, betonte Kolbe. Die zahlreichen Abbildungen werden ergänzt und eingeordnet von Texten aus der Feder von Holger Brülls und Gunther Sehring sowie eigenen Stellungsnahmen Schreiters. Diese Selbstzeugnisse zeigen die Verwurzelung des Künstlers im christlichen Glauben. Holger Brülls ist seit seiner Promotion 1991 Konservator am Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt und hat zahlreiche Texte zur Kunst- und Architekturgeschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Der ausgewiesene Schreiter-Experte Gunther Sehring ist wissenschaftlich-künstlerischer Beirat der Johannes-Schreiter-Stiftung. Seit seiner Magisterarbeit über „Die Handzeichnung bei Schreiter" (1995) ist er freischaffender Maler und Autor mit Veröffentlichungen zum Werk von Johannes Schreiter.
Die Stadt Langen trägt seit über 25 Jahren Werke der zeitgenössischen Glasmalerei zusammen, vor allem die Arbeiten des Professors, der seit rund 50 Jahren in Langen lebt. Seit 2009 gibt es mit dem Museum Glas/Werke/Langen in der Neuen Stadthalle repräsentative öffentliche Räume für diese Sammlung. Darüber hinaus finden sich in zahlreichen öffentlichen Gebäuden der Stadt Arbeiten namhafter Glaskünstler, etwa in der Albertus-Magnus-Kirche, der Friedhofshalle oder dem Foyer der Stadtwerke. Unter dem Namen „Glaskunstmeile“ wächst diese besondere Kunstgattung immer mehr in den öffentlichen Raum hinein. Bürgermeister Frieder Gebhardt begrüßt das Erscheinen der jüngsten Publikation. „Dieses Buch ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, den die Stiftung mit ihrer Arbeit eingeschlagen hat, nämlich das Werk Johannes Schreiters zu erschließen und ihm in Langen eine Heimat zu geben.“
Die Johannes Schreiter Stiftung wurde im Jahr 2000 gegründet. Seither arbeitet sie unter anderem daran, das Gesamtwerk Johannes Schreiters vollständig wissenschaftlich zu inventarisieren und für die Forschung aufzubereiten und die Langener Sammlung zur zeitgenössischen Glasmalerei auszubauen. Sie hat Bildbände und andere Publikationen herausgeben, einen Dokumentarfilm realisiert und eine Vielzahl von Anfragen zum Werk Schreiters fundiert bearbeitet und beantwortet.
Ihr Namensgeber hat der Stiftung einen Großteil seines privaten Vermögens übertragen hat. Professor Dr. h.c. Johannes Schreiter, der von der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet wurde, ist Träger des Kulturpreises und der Goldenen Ehrenplakette der Stadt Langen.
Geboren wurde der Künstler 1930 in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Er wuchs in der DDR auf, floh nach dem Abitur in den Westen und studierte in Münster, Mainz und Berlin. Schon in jungen Jahren fiel Schreiter mit der Erfindung der Brandcollagen auf, im Alter von 30 Jahren begann er seine Lehrtätigkeit an der staatlichen Kunstschule in Bremen und wechselte drei Jahre später als Professor an die Frankfurter Städelschule, wo er bis 1987 tätig war.
Die Johannes-Schreiter-Stiftung dankt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, deren großzügige Spende erst nach Drucklegung einging und die deshalb im Buch keine Erwähnung finden konnte, sowie folgenden Personen und Institutionen für die Unterstützung bei der Herausgabe: Ingrid und Hans-Bertram Braun, Mainz, Dr. Lilo Löbenberg, Langen, Sparkasse Langen-Seligenstadt, Diözese Augsburg, Weihbischof der Diözese Paderborn, Bistum Limburg/Lahn, Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern,Evangelisches Dekanat Langen (Verein der Freunde der Stadtkirche), Bistum Münster/Westfalen, Bistum Passau, Stadtwerke Langen, Bistum Fulda und Bistum Würzburg.
Wortfenster
„Wortfenster“ / Johannes Schreiter • Schriften – Eine Auswahl
Herausgegeben von der Johannes-Schreiter-Stiftung Langen. Mit einer Einführung von Gunther Sehring.
1. Auflage 2008, 2 Bände mit beiliegender Audio-CD, zusammen 566 Seiten, 37 Farbtafeln und zahlreiche S/W-Abbildungen, 17 x 24 cm, Hardcover, fadengeheftet.
ISBN 978-3-7954-2066-6
49,90 Euro
Erschienen im August 2008 im Verlag Schnell & Steiner, Regensburg
Als einer der renommiertesten Glasmaler seiner Generation ist Professor Dr. h.c. Johannes Schreiter weltweit geschätzt und angesehen. Weniger bekannt ist sein umfangreiches schriftstellerisches und theoretisches Werk, das ihn als einen eigenständigen (Quer-) Denker und Kultur-Kritiker ausweist, als einen „pictor doctus“ in bestem Sinne. Seit der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Frankfurter Buchmesse legt davon eine 566 Seiten umfassende Publikation eindrucksvoll Zeugnis ab. Die eigens dafür zusammengestellte voluminöse Auswahl Schreiterscher Texte gestattet neben erhellenden Einblicken in sein bildnerisches Schaffen den Zugang zur Ideen- und Gedankenwelt des in Langen lebenden Künstlers.
Unzählige Glasfenster in Kirchen wie dem Frankfurter Dom oder dem Ulmer Münster, in Synagogen und Profanbauten hat Schreiter gestaltet. Sinnigerweise trägt die zweibändige Schriftensammlung denn auch den Titel „Wortfenster“. Von frühen Essays, Vorlesungen und kunstwissenschaftlichen Aufsätzen, die sich vor allem mit dem Medium und der Historie der modernen Glasmalerei auseinandersetzen, spannt sich über 50 Jahre ein Bogen bis hin zu aktuellen, meist unveröffentlichten Ansprachen, Referaten, Vorträgen, Interviews, Aphorismen, Predigten und Andachten, die die Individualität des Künstlers, seine Weltsicht und sein christliches Glaubenszeugnis aufzeigen.
„Neben theologischen und philosophischen Erörterungen wird der Zeitgeist mal heiter, mal kritisch-polemisch hinterfragt und werden relevante Themen wie die Autonomie der Kunst und das Verhältnis zwischen Kunst und Kirche analytisch beleuchtet. Interpretationen eigener Werke lassen vor allem das glasbildnerische Gesamtwerk besser verstehen“, schreibt im Vorwort der Kunstwissenschaftler Gunther Sehring, der ebenfalls in Langen wohnt und sich seit Jahren intensiv mit dem Schaffen Schreiters befasst. Sehring, der auch Beiratsmitglied der Johannes-Schreiter-Stiftung ist, hat die Entstehung des Werkes zudem in enger Abstimmung mit dem Künstler und Autor redaktionell begleitet.
Ein richtiges Bonbon ist die beiliegende Audio-CD. Sie stellt den 78-jährigen Schreiter erstmals auch als Musiker und Komponisten vor und präsentiert nie gehörte Jugendkompositionen der 1940er Jahre für Gesang und Klavier.
Erschienen ist der Doppelband im Verlag Schnell & Steiner in Regensburg, der in der Erschließung und Dokumentation abendländischer Kunst sowie deren Vermittlung in wissenschaftlicher und in allgemein verständlicher Form eine bedeutende Rolle spielt. Die gemeinnützige Schreiter-Stiftung hat das Erscheinen der ambitionierten und anspruchsvollen Publikation durch einen Druckkostenzuschuss ermöglicht. Zur Finanzierung trugen auch der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann und der Verband der Diözesen Deutschland bei, ebenso das Bistum Mainz, die Firma Wilhelm Derix Glasstudios, Taunusstein, die Nürnberger Weise-Stiftung und die Stiftung der Sparkasse Langen-Seligenstadt.