Gedankensplitter zu Kunst und Kultur
Die postmoderne Philosophie hat anscheinend auch eine postwissenschaftliche Wissenschaft auf dem Kerbholz. Popper würde sich die Haare raufen, wenn er mitbekäme, was neuerdings so alles unter „Forschung“ verstanden wird.
Die ethischen, grundsätzlich alles betreffenden Maßstäbe des biblischen Gottes sind die Positionsleuchten verantwortbarer Kultur. - Für die Künste, als Teilaspekt menschlicher Kultur, gelten selbstverständlich dieselben ethischen Kriterien. Das Psychogramm gegenwärtiger Kultur weist leider völlig andersartige Inhalte auf.
Das Verwerfen göttlicher Maßgaben hat uns die unlösbaren Probleme beschert, die sich vor uns auftürmen und vermehren wie die Karnickel. - Mir soll mal einer nachweisen, dass die Maximen Jesu Spießer züchten. Die Weite des Evangeliums ist doch gerade das Charakteristische seiner Botschaft!
Über uns herrscht nicht mehr Gott, sondern die Einschaltquote! Die Veitstänze, die man unserer „Kultur“ inzwischen verschreiben muss, um sie überhaupt noch attraktiv zu machen, verdeutlichen diese abschüssige Tendenz.
Das Leben wurde uns vom Schöpfer nicht nur gegeben, sondern aufgegeben. Von daher ist Leben Aufgabe schlechthin, und die Kultur ist beileibe nicht nur die Leitplanke dieser Aufgabe. Sie ist gleichzeitig ihr Bewältigungsmittel. Das Zentrum dieser Aufgabe ist nach wie vor, das uns von Gott gesteckte Ziel nicht zu verfehlen. Unsere Sünde besteht ja eben in der Zielverfehlung.
Wir müssen uns bewusst machen, dass die Bedürfnisse, die uns unsere hypertrophe Zivilisation eingeredet hat, absolut entbehrlich, wenn nicht sogar lebensfeindlich sind.
Echte Kultur erweist sich stets als etwas Widerständiges. Ihr Auftrag bestand schon immer darin, der andrängenden Flut von Unmoral, Sinn- und Werteverfall zu widerstehen. Ihr oblag und obliegt es, in das Dickicht menschlicher Ratlosigkeiten Auswege zu treiben und Positionslichter zu stellen.
Die ethische Navigationsfunktion der Kultur ist uns weitgehend abhanden gekommen. Damit ist ja auch den säkularistischen und materialistischen Antrieben der Zivilisation Tür und Tor geöffnet worden. Sie verliert damit ihr einzig wirksames Korrektiv.
Das scheint mir neu: In der Menschheitsgeschichte war es noch nie möglich, sich per Knopfdruck von der Wirklichkeit nahtlos zu verabschieden, um in eine Scheinwelt einzutauchen, die uns sowohl radikal entwirklicht als auch entmenschlicht. Jeder weiß, was allein das Internet diesbezüglich zu leisten vermag. Unsere durchweg vulgarisierte, zum Amüsierbetrieb heruntergekommene Kultur hat sich mittlerweile in ihrer dekadenzlüsternen Unersättlichkeit ein Maß an Anarchie zugelegt, das jeder Beschreibung spottet.
Dass Kultur auch die Dimension der Überlieferung enthält, um bewährte Meilensteine nicht aus dem Blick zu verlieren, ist klar.
Die anstehende Umkehr muss selbstverständlich erst einmal von unserer Denkkultur ausgehen, denn das Metanoeite Jesu heißt ja sowohl denkt als auch kehrt um! Aus dieser erneuerten Denkkultur könnte dann auch eine Dank-Kultur hervorgehen. Wer nämlich sauber denkt, kommt um das Danken gar nicht herum.
Werner Heisenberg: „Am Anfang war nicht das Atom, sondern die Übereinstimmung.“ - Damit weist Heisenberg auf das hin, was die Bibel den Garten Eden nennt – auf den paradiesischen Zustand par excellence.
Barockkirchen von innen sind für mich Ansammlungen aufgeblasener Niedlichkeiten. Nicht nur wegen der Schwärme Engelchen, die wie gemästete Hummeln die Szene beherrschen.
Unsere Anamnese beginnt nicht erst mit der Geburt, sondern mit dem Sündenfall.
Wo es an Zumutungen fehlt, fehlt es an Kultur. Das wusste Jesus. Was uns im Neuen Testament von ihm überliefert wurde, ist schlechterdings Zumutung pur, insbesondere natürlich für unseren weltmaßstäblichen Intellekt.
Unser Gewissen sorgt in der Regel für genügend Umkehrimpulse. Wir müssten sie nur ernst nehmen!
Der Gottesbezug in Sachen Kultur ist eigentlich völlig eindeutig. Wir sind nach seinem Bilde geschaffen, was bedeutet, dass wir dieselbe DNA wie Gott haben. Und Gott ist eben das Urbild alles schöpferischen Handelns. Exakt mit dieser Fähigkeit entsteht Kultur – leider aber auch Unkultur.
Wenn es sein muss, sind wir getrost Außenseiter im Bereich Kultur & Kunst; alle Gegen-den-Strom-Schwimmer waren das seit Menschengedenken.
Natürlich erwarte ich auch von der Kunst, dass sie auf krasse Verschleißerscheinungen aller Werte reagiert. - Sie hat das Zeug dazu!