Was bringt die Zukunft für die Bahnstraße?
Bürger können bei erneuter Umfrage ihre Meinung äußern
Mehr Sitzgelegenheiten, mehr Raum und Ruhe zum Flanieren, mehr Pflanzen, mehr Außengastronomie, mehr Sauberkeit, mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, weniger Verkehr: Das Stadtexperiment hat den oberen Teil der Bahnstraße in den vergangenen beiden Jahren stark verändert. Doch es ist noch immer ein Probelauf. Ende des Jahres sollen Magistrat und Stadtverordnetenversammlung eine endgültige Entscheidung treffen: Wie sieht die Zukunft von Langens Einkaufsstraße zwischen Zimmerstraße und Lutherplatz aus?
Mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen aus dem Programm „Zukunft Innenstadt“ hat die Stadt Langen seit Anfang 2022 die Gunst der Stunde genutzt, Erkenntnisse gesammelt und ausprobiert. Denn die Einbahnstraßenregelung war durch gleich drei Großbaustellen zwingend erforderlich, um den motorisierten Verkehr möglichst störungsfrei durch die Innenstadt zu lenken. „Dank der Fördermittel in Höhe von 250.000 Euro und einem Eigenanteil von weiteren knapp 50.000 Euro standen uns zwar keine Gelder für einen dauerhaften Umbau der Straße zur Verfügung, wohl aber zum Ausprobieren“, sagt Bürgermeister Jan Werner. „Und aus unserer Sicht war das sogar der bessere Weg, denn wir haben während des Projekts immer wieder genau hingeschaut und nachgebessert.“
Hervorzuheben ist zudem, dass die Gestaltungselemente (Parklets), Sitzbänke, Pflanzkübel, Mülleimer und Ähnliches, aber auch die Geschwindigkeitsmessgeräte („Smileys“), die mit den Fördermitteln beschafft wurden, dauerhaft im Besitz der Stadt bleiben. Sie können nach Ende des Testlaufs bis zu einer dauerhaften Umgestaltung an Ort und Stelle verbleiben oder auch anderswo in Langen zum Einsatz kommen.
Nun möchte die Stadt wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger die aktuelle Situation auf der oberen Bahnstraße bewerten. Wie bereits vor Start des Stadtexperiments soll eine Online-Umfrage Erkenntnisse bringen. „In meiner Wahrnehmung kommt die Einbahnstraßenregelung bei den allermeisten Langenern gut an“, sagt Jan Werner. „Die Umfrage aber wird zweifelsfrei belegen, ob dies auch tatsächlich so ist.“
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) als unabhängiges Beratungs- und Forschungsinstitut wird erneut ein Online-Befragungstool eingerichtet, das ab 1. September über die städtische Internetseite aufrufbar ist. „So kann jeder bequem von zuhause seine Meinung kundtun“, wirbt Joachim Kolbe, als städtischer Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Sport für das Stadtexperiment verantwortlich. Im Bereich Wirtschaft/Zukunft Obere Bahnstraße gibt es auf der städtischen Internetseite zudem weiterführende Informationen.
„Leider sind nur zwei von drei Großbaustellen im Laufe der Projektphase beendet worden, sodass wir nicht die komplette obere Bahnstraße ,bespielen‘ konnten“, sagt Joachim Kolbe. „Aber ich denke, dass die Bevölkerung sich dennoch einen guten Eindruck verschaffen konnte, wie eine dauerhafte Lösung aussehen kann.“
Die Stadt erhofft sich von der bis 24. September dauernden Online-Befragung ein möglichst umfassendes Meinungs- und Stimmungsbild der Langenerinnen und Langener, egal, ob diese regelmäßig in der Innenstadt einkaufen oder nicht. Parallel werden die Gewerbetreibenden im betreffenden Abschnitt gesondert zu ihren Erfahrungen befragt. Sämtliche Erkenntnisse aus der Befragung werden in den Vorschlag zur Zukunft der oberen Bahnstraße einfließen, den der Magistrat den Stadtverordneten vorlegen wird.
Schon bei der ersten Befragung hatten sich die Bürger überwiegend positiv zur Einbahnstraße geäußert. „Damals waren viele Antworten aber wohl auch von Erwartungen und Hoffnungen geprägt“, sagt Joachim Kolbe. „Wir hoffen natürlich, dass wir diese einigermaßen erfüllt haben.“
„Nach Jahrzehnten des Diskutierens, einem lieblosen ersten Einbahnstraßentest 2005, vielen, nie umgesetzten Plänen sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir unsere Bahnstraße wirklich zukunftsfähig für Einzelhandel, Gastronomie, Bewohner und Kunden gestalten können“, blickt Jan Werner voraus. „Sollten sich die Kommunalpolitiker tatsächlich für eine Fortführung der Einbahnstraßenregelung entscheiden, würde der Zustand des Stadtexperiments vorerst beibehalten und dann nach und nach dauerhaften Einrichtungen weichen.“